Was verbinden Sie mit Radebeul – Karl May, Villen, Wein und eine Schmalspurbahn? Drei Läufer des SV Rote Socken assoziieren seit Mitte April wohl eher unendlich viele Treppen, Schweiß, den Mt. Everest sowie ein unvergessliches Erlebnis mit der sächsischen Kleinstadt. Als Dreierseilschaft absolvierten Christoph, Josef und Alex aus Berlin gemeinsam 79400 Stufen, 8848 Höhenmeter und 88,4 km beim achten Sächsischen Mt. Everest-Treppenmarathon.
An solche zugegebenermaßen extreme sportliche Herausforderungen war im Gründungsjahr der Roten Socken 2006 noch nicht zu denken. Vielmehr ging es darum, einem Haufen sportbegeisterter Mitarbeiter_innen der LINKEN Bundestagsfraktion sowie deren Abgeordneten eine Plattform für gemeinsame sportliche Aktivitäten zu bieten. Einzig gültiges Leistungsprinzip sollte der Spaß an der Sache sein. Im Laufe der Zeit hat der Verein über die Bundestagsfraktion hinaus Mitglieder und Fans gewonnen und sich dabei hauptsächlich auf Laufsport und Fußball konzentriert. Dem Spaßprinzip ist man jedoch bis heute treu geblieben – es zählen keine Pokale, sondern die gemeinsamen Erlebnisse und die Chance, das sportlich-dynamische Bild der LINKEN zu zeigen. Denn natürlich wird sowohl auf den Fußballtrikots als auch auf den Laufshirts des SV Rote Socken kräftig für DIE LINKE. bzw. ihre Bundestagsfraktion „geworben“.
Die Fußballer_innen treffen sich wöchentlich zu einem meist lockerem Trainingsspiel auf einem Berliner Sportplatz. Die Highlights für die Kicker_innen bilden die jährlichen Freizeitturniere sowie die Spiele gegen andere (Hobby-)Mannschaften. So gab es bereits Duelle gegen die Grünen Tulpen, das Team der grünen Bundestagsfraktion, aber auch gegen „richtige“ Mannschaften wie den Roten Stern Lübeck. Bei den Spielen lassen es sich dann auch einige Abgeordnete nicht nehmen, selbst die Fußballschuhe zu schnüren oder sich dem immer lautstarken Fanblock anzuschließen.
Demgegenüber haben die laufenden Roten Socken keine festen Trainingszeiten – zu unterschiedlich sind die Zeitrahmen und Trainingsgewohnheiten der einzelnen Mitglieder. Die Sportler_innen nehmen an diversen kleinen und größeren Laufveranstaltungen bundesweit teil. Nichtsdestotrotz lassen es sich auch die Läufer_innen nicht nehmen, bei einigen Laufveranstaltungen gemeinsam als Team aufzutreten. Die Höhepunkte eines jeden Laufjahres sind für die Roten Socken der Bundestagslauf im Mai und die Berliner Marathonstaffel im November auf dem Flugfeld Tempelhof. Beim Bundestagslauf 2011 gelang es der Linksfraktion als einziger Fraktion drei Abgeordnete für eine gemeinsame Staffel zu stellen, was gleichbedeutend mit dem Sieg in der Abgeordnetenwertung über die Sprintdistanz von 3,6 km qar – hätte es sie denn gegeben. Doch auch mit echter Konkurrenz konnten beachtliche Ergebnisse erzielt werden, immerhin schaffte es das Team der LINKEN in der Gesamtwertung über die Sprintdistanz auf den zweiten Platz. Bei der Marathonstaffel im November gelang es bisher immer, zwei Staffeln der Roten Socken zu stellen – auch hier schlüpfen die Abgeordneten regelmäßig in ihre Laufsachen.
Die Sportler_innen können sich, egal um welche Veranstaltung es sich handelt, immer auf ihren unüberhör- und sehbaren Fanclub verlassen, der nicht nur gute Stimmung und Motivation verbreitet, sondern seine hungrigen und durstigen Sportler_innen immer mit reichlich Verpflegung versorgt.
Auf den Fanclub war auch bis tief in die sächsische Nacht beim oben erwähnten Radebeuler Treppenlauf Verlass. Die drei Roten Socken konnten sich in jeder Runde auf ein eigens auf sie zugeschnittenes Lied beim Erklimmen der je 397 Stufen erfreuen. So war der Fanclub vom Start um 22 Uhr bis weit in die Nacht hinein mit Abstand der lauteste am Weinberg, wobei nicht nur die eigenen Sportler angefeuert wurden. In der Stille der Nacht war dann, nachdem der Fanblock zur wohlverdienten Nachtruhe übergegangen war, nur noch das teilweise schwere Atmen der Aktiven zu vernehmen, aber trotz einsetzender Müdigkeit und Erschöpfung war Aufhören natürlich keine Option. Das Ziel war klar – zu dritt wollte man die 100 Runden bewältigen, um dann in der Addition einen doppelten Marathon (84,4 km) bewältigt, 794000 Stufen erklommen und somit den sächsischen Mt. Everest zu Radebeul mit 8848 Höhenmetern (genau wie das große Vorbild im Himalaya) bezwungen zu haben. Dass es Läufer_innen gab, welche die Distanz auch als Einzelkämpfer_innen bewältigten, nötigte nicht nur den Roten Socken und ihren Anhänger_innen gehörigen Respekt ab. Nachdem sich die Nacht mit einem Regenschauer verabschiedete und der Tag über das Elbtal hereinbrach, wuchsen auch die Kräfte der laufenden Socken wieder, obwohl bereits mehr als die Hälfte der Distanz absolviert war. Der 16 Uhr gestartete Sieger der Einzelläufer war da mit neuem Streckenrekord bereits im Ziel. Die Läufer der LINKEN wechselten sich rundenweise ab, sodass es genügend Gelegenheiten gab, sich gegenseitig zu motivieren und sich gemeinsam mit den anderen Staffeln anzuspornen. Als die Sonne stieg, kamen auch die Fans langsam wieder an die Strecke gepilgert und unterstützten Josef, Christoph und Alex auch bei ihren letzten Runden. Um 12.46 Uhr, nach 14 Stunden und 46 Minuten, war auch die letzte der 100 Runden absolviert. Die Roten Socken waren überglücklich auf dem sächsischen Mt. Everest angekommen und küssten das Gipfelkreuz.
Am Tag nach dem Lauf waren dann alle drei Läufer fest entschlossen, auch nächstes Jahr wieder die Stufen in Radebeul zu bewältigen und dann unter 14 Stunden zu bleiben. Denn auch wenn der Spaß an erster Stelle steht, Ehrgeiz haben auch die Läufer_innen der Roten Socken, auch wenn sie das nicht immer zugeben.
Mit solchen und ähnlichen Aktionen zeigt DIE LINKE, dass sie es versteht, auf und neben der Strecke zu begeistern und Aufmerksamkeit zu erregen, indem sowohl Fans als auch Aktive ihre Hobbys Sport und Politik miteinander verbinden – es muss ja nicht immer gleich ein Ultramarathon sein.
Galerie