Grande ouverte – in Altenburg läufts besser!

Grande ouverte – in Altenburg läufts besser!

Bereits am Freitag machten sich die Rote Socken gemeinschaftlich von Berlin aus auf den Weg nach Ostthüringen, um am kommenden Tag in der schönsten Kleinstadt der Welt (der Autor ist dabei keinesfalls voreingenommen ;-) ) bei der fünften Auflage des Altenburger Skatstadtmarathons zu starten.

Dass der Marathon wie auch in den letzten Jahren stattfinden konnte, war zu Beginn der Woche noch nicht gewiss, gehörte das Altenburger Land am letzten Wochenende zu einer der am stärksten vom Hochwasser betroffenen Regionen Deutschlands. Wie also sollten die Veranstalter reagieren? Das man nicht so tun konnte, als sei nichts gewesen war undenkbar, immerhin herrschte Anfang der Woche noch Katastrophenalarm im Altenburger Land und mehrere Orte standen unter Wasser. Den Lauf einfach absagen und somit monatelange Vorbereitung in den Wind schießen –auch keine wirkliche Option. Dementsprechend entschloss man sich, den Marathon  stattfinden zu lassen und gleichzeitig zum Spendenmarathon aufzurufen, um so Geld für  die Opfer des Hochwassers zu sammeln.

Nachdem am Samstagvormittag alles für ein weiteres Lauffest angerichtet war und die Roten Socken die letzten Fotos mit dem Team Tempel geschossen hatten, erfolgte zu den Klängen von „We will rock you“ der erste Startschuss des Tages, mit dem die Marathonläuferinnen und –läufer sowie die Marathonstaffeln auf die Strecke geschickt wurden. Viele weitere Starts über diverse Distanzen folgten. Das Organisationsteam konnte sich mit 3200 Sportlerinnen und Sportlern über einen neuen Teilnehmerrekord freuen.

Direkt nach dem Startschuss folgt schon der erste Anstieg des Tages in Richtung Roßplan und Nikolaikirchhof. Anschließend geht es auch sofort wieder bergab. Damit ist der Charakter des Marathons auch gleich gut beschrieben, denn nach einem Laufrhythmus braucht man hier nicht suchen, zu viele kleine heftige Anstiege und Gefälle machen ein gleichmäßiges Laufen nahezu unmöglich. Christoph stürmte trotz der Streckenkenntnis (immerhin war es sein vierter Start in der Skatstadt) vorne weg und wurde von Joe und Alex lange nicht mehr gesehen. Die erste der zwei zu laufenden Runden stellte die drei Roten Socken jedoch vor keine weiteren  Probleme, außer, dass man jetzt wusste, was folgen würde, zumal das Wetter ebenfalls wenig Erbarmen mit den Läuferinnen und Läufern hatte – als Sommertag top, zum Laufen eher anspruchsvoll warm. Alex lief gar  nicht erst in die zweite Runde, sondern gleich ins Ziel und somit schweren Herzens in die Halbmarathonwertung (1:59:55). Nach langer Vorbereitung wurde er eine Woche vor dem Wettkampf von einer heftigen Erkältung heimgesucht und mehr als ein Halbmarathon war einfach nicht drin – ärgerlich, denn immerhin wäre es das fünfte Marathonfinish in Altenburg bei der fünften Auflag des Laufes gewesen.

Der Fanclub war  wie bei so vielen Läufen auch in Altenburg  mit am Start, dieses Mal in Form von Dana, Tina und Wolf. Mit dem Rad fuhren sie in jeder Runde vier Punkte der Strecke an und feuerten die Läuferinnen und Läufer an, egal ob es sich um Socken handelte oder nicht, was auch bei den Aktiven für freudiges Erstaunen und die Erinnerung an Hase und Igel sorgte. Insgesamt wurden die Roten Socken in Altenburg wie in den Vorjahren auch sehr positiv aufgenommen – es gab sogar Wünsche, das Trikot bestellen zu können (zum Glück gibt es jetzt unserer Website) – Wahlkampf der besonderen Art.

Der Marathon in Altenburg sollte längst kein Geheimtipp mehr sein, denn es gibt wohl nur noch ganz wenige Läufe (ich persönlich kenne keinen), die derartig liebevoll, persönlich und familiär gestaltet sind. Jedes Jahr müssen die Sportlerinnen und Sportler bei der Auswertung im Goldenen Pflug (Melde- und Duschbereich; im Übrigen sind die Duschen sauber, es gibt warmes Wasser und Wasserdruck, alle die schon mal in einem Duschzelt geduscht haben wissen was ich meine) zugeben: „Wir dachten im letzten Jahr schon, es sei perfekt organisiert, aber ihr schafft es jedes Jahr,  noch einen drauf zu setzen.“ Es ist schwer all das zu beschreiben,  was den Marathon in Altenburg ausmacht, welcher 2009 eigentlich als einmalige Idee einiger Laufenthusiastinnen und – enthusiasten gedacht war. Das beginnt damit, dass man bei der Abholung der Startunterlagen mit Handschlag begrüßt wird, es zum Marathonstart bei 25,00€ Startgebühr hochwertige Lauftrikots gibt. Weiter geht es damit, dass sowohl an der Strecke, als auch im Ziel eine überragende Verpflegung gewährleistet wird. Wenn man dann bedenkt, dass all diejenigen, die jetzt an der Strecke als Helferinnen und Helfer stehen letzte Woche noch Sandsäcke geschleppt haben, um die Menschen vorm Hochwasser zu schützen, steigt die Dankbarkeit ins Unermessliche. Ein besonderes Schmankerl sind die unzähligen Schilder entlang der Strecke, welche die Sportlerinnen und Sportler permanent zum Schmunzeln bringen und einen somit wieder ein paar Meter mehr den Schmerz vergessen lassen. Kleine Auswahl gefällig?

„Das ist ein alles inklusive Marathon, nur laufen musst du noch selber“

„Morgen gründe ich eine Selbsthilfegruppe für Marathongeschädigte“

„Wir hassen die Anstiege, aber wir lieben sie Aussicht“

„Liebe ist…das letzte Gel zu teilen“,

„Ab morgen mache ich nur noch Gehirnjogging“

Der Höhepunkt war wie jedes Jahr jedoch der Schlossberg mit zwei Trommeltruppen und dieses Jahr neu: ganz vielen Motivationsschildern für die einzelnen Aktiven, welche am Vortag gestaltet werden konnten. Ganz großes Werk und da konnte man doch fast darüber hinweg sehen, dass mit der Schlossauffahrt noch ein weiterer gemeiner Berg folgte.

Bei den Socken lief trotz der vielen Annehmlichkeiten in der zweiten Runde nicht mehr allzu viel zusammen. Chris wartete bei Kilometer 23 mit dem Fanclub auf Joe um ihm eigentlich zu sagen, dass er aufgeben muss. Joe dachte sich an der gleichen Stelle: „Wenn Chris jetzt sagt wir hören auf, dann machen wir das.“ Manchmal ist es also doch besser einfach nichts zu sagen, denn so liefen beide weiter. Und so hatte Chris wenig später ein wirklich bewegendes Erlebnis, als er die „Frau an der Brücke“ zusammen mit ihrer Familie sah. Wir wissen nicht, was sie hat, wir haben sie nur im letzten Jahr schmerzlich vermisst, war sie es doch, die in den ersten drei Jahren auf alle Läuferinnen und Läufer wartete, egal ob es regnete oder die Sonne strahlte, anfeuerte, hüpfte sprang und sang. Dieses Jahr war sie wieder an der Brücke – im Rollstuhl. Wir wünschen ihr alles erdenklich Gute – denn sie hat uns bei den Läufen schon so viel Kraft gegeben.

Während Chris und Joe mehr oder weniger gemeinsam die letzte Runde liefen, wartete Alex schon beim großartigen Team Tempel, welches im Zielbereich mit einem roten Lastenfahrrad stand und Kuchen sowie Getränke an die Zuschauerinnen und Zuschauer sowie die Finisher verteilte. Gezeichnet von der Hitze und der wirklich anspruchsvollen Strecke in Altenburg kamen irgendwann auch Chris (4:27:33)  und Joe (4:33:13) sehr glücklich ins Ziel. Beide waren sehr froh bei besagtem Kilometer 23 nicht miteinander gesprochen zu haben.

Nachdem sich die Marathonis gestärkt hatten, gab es anschließend als Dankeschön vom Team Tempel noch ein Skatspiel in limitierte Sonderedition, welches am Abend bei der Museumsnacht natürlich noch am Skatbrunnen getauft wurde. In alle Museen hatte man mit der Medaille freien Eintritt – Tina und Joe hatten großen Spaß beim Roulette im Schloss. Sie zersetzen den Casinokapitalismus von innen ;-).

Am Ende des Tages stand ein toller Marathon, der wie jedes Jahr unglaublich liebevoll organisiert war, ein großartiges Tag für die Roten Socken, die gemeinsam mit dem Team Tempel ein tolles Bild der LINKEN abgaben.  Vielen Dank Altenburg, wir kommen wieder!

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