Vom Grüßen und gegrüßt werden

Vom Grüßen und gegrüßt werden

Mit den ersten frühlingshaften Temperaturen rücken auch für die Läuferinnen und Läufer der Roten Socken die ersten Saisonhighlights näher. Grund genug sich wieder die (roten) Laufsocken anzuziehen, die Schuhe zu schnüren und das Trainingspensum langsam zu steigern. Dabei fiel uns der kleine und unerklärliche Unterschied auf:

Sowohl für Treptow-Köpenick und Pankow als auch für Leipzig können wir feststellen, dass die Läuferinnen und Läufer sich grüßen, sollten sie sich beim Lauftraining begegnen. Da gibt es dann die verschiedensten Formen des Grüßens: Der freudige Mittvierziger, der vollkommen emotional ob seines neu gewonnenen Hobbys grüßt und die winkende Handbewegung noch mit einem kraftvoll ausgestoßenem „Hi“ untermalt. Oftmals schwindet bei diesem Grußtyp die Freude exponentiell zu den zurückgelegten Kilometern.

Dann gibt es da den Grußtyp der alten Läuferinnen- und Läufergarde, welche schon seit vielen Jahrzehnten aktiv in der lokalen Laufszene verankert sind. Sie grüßen abgeklärt, ohne die Miene zu verziehen mit einer leichten Handbewegung. Manchmal nicken sie einem auch anerkennend zu.

Junge Läuferinnen und Läufer haben noch keinen festen Grußtyp, aber meist ist es eine Mischung aus dem Mittvierziger und der alten Garde, ein freundliches „Hallo“, verbunden mit einer leichten Handbewegung, jedoch ohne Nicken.

So könnte man das jetzt noch eine ganze Weile weiterführen, denn es gibt noch eine Menge weiterer Grußtypen. Was jedoch alle gemeinsam haben: sie grüßen einander! Man frönt dem gleichen Hobby und irgendwie gehört man zu der gleichen sonderbaren Spezies. So können wir das für Leipzig, Altenburg, Berlin Treptow-Köpenick, Berlin-Pankow und einige andere Gebiete auch bestätigen.

Und dann gibt es Berlin Mitte. Genauer gesagt den Tiergarten. Hier grüßt man ganz prinzipiell nicht. Wir waren in den letzten Wochen immer mal wieder im Tiergarten zum Training und wurden jedes Mal wie die Außerirdischen angeschaut, als wir uns erdreisteten die anderen Läuferinnen und Läufer zu grüßen. Nein, eigentlich wurden wir schlicht und ergreifend ignoriert. Aber warum? Wir liefen inkognito, waren also nicht als Rote Socken zu erkennen. Oder sollte ausgerechnet das der Grund sein? Aber in den anderen Regionen funktioniert es ja auch, mit und ohne Rote Socken Kluft. Liegt es vielleicht an den ganzen ernsten Menschen die in Berlin-Mitte arbeiten? Die sich zum Wohle ihrer Work-Life-Balance 30 Minuten freischaufeln können um zwischen Aktenbergen und dem nächsten Meeting eine kleinen Lauf zu absolvieren? Da ist natürlich keine Zeit für einen Gruß. Es könnte ja auch der Ministerialdirigent aus dem Nachbarbüro sein und dieser sollte einen natürlich niemals ohne Anzug sehen. Oder sollte es tatsächlich an Westberlin liegen? Ist die Angewohnheit des Grüßens beim Laufen ähnlich regional verbreitet wie das geben das reichen der Hand? Wir wissen es nicht. Ab und an gibt es da die kleinen Lichtblicke im trüben Tiergarten-Läufer-Leben. Aller 20 Läuferinnen und Läufer hebt tatsächlich ganz zärtlich jemand seine Hand zum Grüßen. Nicht zu stark, man könnte ja auffallen, trotzdem: ein Glücksgefühl für uns Socken.